Ganz klar: Führungskraft zu sein, ist nicht immer einfach. Daher teile ich in diesem Artikel mit dir 5 typische Herausforderungen für Führungskräfte, die ich aus meinen Coachings & Teamcoachings kenne.
Ich möchte hiermit mehr Offenheit für dieses Thema schaffen und dir konkrete Tipps für Führungskräfte mitgeben. Los geht's:
Die 5 größten Herausforderungen als Führungskraft
#1 Herausforderung: Führungskraft von heute auf morgen
Wenn ich in meinen Trainings und Coachings mit Führungskräften spreche, kommt oft der Satz: „Und plötzlich war ich Führungskraft“.
Viele haben sich auf diese neue Position gefreut und dennoch gab es etliche Stolperstellen. Nach der ersten Euphorie, jetzt vieles bewirken und anstoßen zu können, sind manche wieder auf dem Boden der Tatsachen zurückgekommen: Teamkonflikte, Widerstand, deutlich mehr Meetings, viele Entscheidungen.
- Wo bleibt nun die Zeit für Führung?
- Wie stelle ich mir eigentlich Führung vor?
- Wie kann ich mein Team mitnehmen?
Du hast recht: Es ist definitiv eine Herausforderung, Führungskraft von einer Sekunde auf die nächste zu werden. Der Rollenwechsel von der Fachkraft zur Führungskraft verlangt auf einmal ganz andere Kompetenzen.
Hier können Impulse und Wissen zu Führungsansätzen und vor allem Reflexionen helfen, mehr Selbstsicherheit und Präsenz zu gewinnen, um den eigenen authentischen Führungsweg zu finden.
Mein Tipp:
Nimm dir bewusst Zeit, um für dich selbst zu klären, was du unter guter Führung verstehst. Überlege einmal, wer gute/schlechte Führungsvorbilder:innen für dich waren und sind.
#2 Herausforderung: Führungskraft sein bedeutet, den eigenen Weg zu finden
Sobald wir einen Buchladen betreten, springt uns ein Führungsratgeber nach dem anderen an und auch auf LinkedIn & Co. reiht sich die Tipps für Führungstipps aneinander.
Einiges hast du wahrscheinlich schon gelesen und die Theorie beherrschst du ganz bestimmt richtig gut – aber warum wirkt es trotzdem nicht? Obwohl du die Tools bilderbuchmäßig anwendest, ist vielleicht Macht und Kontrolle doch besser?! Hmm...
Ja, du hast manchmal als Führungskraft Selbstzweifel. Ich kenne diese Zweifel auch, du bist nicht allein damit. Ich kann mich noch gut an meine Zeit als Referendarin in Berlin erinnern: Ursprünglich hatte ich mein Referendariat in NRW begonnen, auf dem Land, wo die Welt noch in Ordnung war. Da reichte manchmal der herzliche, aber strenge Blick.
Dann kam ich nach Berlin und hatte wirklich eine schwierige 8. und 10. Klasse. Manchmal saß ich noch nachmittags nach dem Unterricht im Klassenraum und habe geweint. War ich wirklich eine gute Lehrerin? Was mache ich eigentlich falsch? Warum funktioniert das nicht? – kluge Tipps und Hinweise gab es genügend, aber sie brachten nichts.
Und dann gab es auf einmal einen Eisbrecher. – Ich habe meine 10. Klasse direkt angesprochen und gesagt, dass ich verschiedene Thesen habe, warum sie an bestimmten Stellen immer wieder lachen. Wir kamen ins Gespräch.
Ich will nicht sagen, dass danach alles bestens lief. Nein, teilweise war es immer noch anstrengend, aber es war anders.
Step by step lernte ich, auf meine Art zu führen. Ich nutzte auch die Hinweise zu Kommunikation & Co. – doch ich passte sie an meine Art an, ich vertraute mir mehr und mehr, denn ich hatte gelernt, dass meine Haltung entscheidend ist und es kein Rezept für gute Führung gibt.
Und genau das ist die Herausforderung: Führungskraft zu sein, kann ganz unterschiedlich aussehen, jede:r darf da den eigenen Weg finden.
Daher ist es wichtig, dass du dich als Führungskraft immer wieder reflektierst, dein eigenes Mindset hinterfragst und deinen Stil findest, denn Führung besteht immer aus der Interaktion von verschiedenen Menschen.
All die Impulse, Tools und Ansätze können für dich eine Inspiration sein und die sind auch wichtig. Gleichzeitig musst du sie in deine Art des Führens integrieren. Sei also mutig und vertraue vor allem auch dir und deiner Intuition.
Mein Tipp:
Schaue auf die Situationen, die funktionieren:
- Was ist da anders?
- Was sind Gelingensbedingungen und wie kannst du mehr davon ermöglichen?
Oder stelle die Frage mal auf den Kopf:
- Wie könntest du dafür sorgen, dass noch weniger funktioniert?
- Was könntest du tun, um die Situation zu verschärfen? –
Durch diesen Kopfstand wird uns manches bewusster.
#3 Herausforderung: Führungskräfte fallen in alte Muster
Nein, das ist nicht derselbe Punkt. Eben habe ich von der Wirkung geschrieben und dass wir als Führungskraft unseren eigenen Weg finden müssen. Es gibt aber noch eine andere Stolperstelle:
Stell dir folgende Situation vor:
Es läuft gut, du kommunizierst auf Augenhöhe und beziehst in Meetings das ganze Team ein. Und dann passiert es: Der Tag ist stressig. Der Morgen lief schon nicht gut, du warst viel zu spät am Laptop. Dann kamen noch etliche Mails und wieder neue Anforderungen und mitten im Meeting - wollte ein Teammitglied eine Entscheidung. Es war zu viel.
Und dann rutscht dir auf einmal ein Satz raus, der so gar nicht wertschätzend ist. Uff.
Ja, das ist menschlich. Es ist nicht so einfach aus alten Gewohnheiten auszubrechen. In „normalen“ Situationen kann es uns vielleicht leicht fallen, neue Haltungen einzunehmen und anders zu führen.
Wenn es dann brenzlig wird, fallen wir manchmal in alte Muster zurück. Gerade die stressigen Situationen sind Herausforderungen für Führungskräfte.
Und nein, das heißt nicht, dass du dich nicht verändern und entwickeln kannst. Das heißt nur, dass es Übung, Zeit und Reflexion braucht. Genau in solchen Momenten ist es wichtig, dass du achtsam bist und dir den Raum zwischen Reiz und Reaktion bewusst machst, um nicht in Automatismen zu fallen.
So lange die „alten“ Muster noch stärker sind, werden wir wieder so reagieren, wie wir es eigentlich nicht wollen.
Die gute Nachricht ist: Wenn dir das auffällt, bist du schon einen Schritt weiter. Zudem kannst du überlegen, wie du in einer zukünftigen Situation besser in die Achtsamkeit gelangen kannst:
- Was waren „Vorboten“ für die stressige Situation?
- Was können wir beim nächsten Mal anders machen, um genau dann ganz bewusst in die Achtsamkeit zu gehen?
Mein Tipp:
Hier kann dir Achtsamkeitstraining weiterhelfen. In der Folge “Mindful Leadership” in meinem Leadership to go-Podcast erfährst du mehr dazu, z.B. zum Reiz-Reaktion-Modell.
Wenn du noch tiefer eintauchen möchtest, kann ich dir das Buch „Mindful Leadership“ von Narbeshuber & Narbeshuber empfehlen.
#4 Herausforderung: Führungskräfte haben keine Zeit.
Eigentlich die Nr. 1 Herausforderung: Führungskräfte haben nie Zeit. Ist echt so, oder?
Es stimmt auch. Du wirst nie die Zeit haben, du musst sie dir nehmen. Denn ganz ehrlich, glaubst du, dass die Aufgaben jemals weniger werden? Dass der Workload irgendwann mal abnimmt? – Ich glaube nicht.
Das Einzige, was du machen kannst, ist selbst zu entscheiden, wie du damit umgehst. Womit wir schon wieder beim Reiz und der Reaktion wären. Viktor Frankl hat einmal gesagt „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.“
Was möchte ich damit sagen?
Du musst für dich selbst entscheiden, welche Prioritäten du festlegst und was Vorrang hat. In meiner Zeit als Lehrerin habe ich gelernt: „Die Störung hat immer Vorrang.“ – und auch jetzt in meinen (Team-)Coachings leitet mich dieser Satz, denn solange ein Konflikt oder etwas Ungeklärtes im Raum liegt, behindert es das Vorankommen auf einer anderen Ebene.
Eins ist mir noch wichtig zu betonen: Meine Erfahrung zeigt mir, dass wir Zeit an anderer Stelle gewinnen, wenn wir uns für die Teamkultur und die Prozesse und Strukturen Zeit nehmen.
Dadurch entstehen weniger Missverständnisse, da zum Beispiel Fehler früher kommuniziert werden oder Entscheidungsprozesse schneller ablaufen. Auch wenn es zunächst nach einer großen Zeitinvestition klingt – was es auch ist – zahlt sich diese aus, weil wir durch die Teamführung effektiver und effizienter zusammenarbeiten.
Sprich: Gute Führung spart Zeit, sie kostet keine Zeit.
Mein Tipp:
Zum einen kann dir ein Tagesfokus helfen, die wesentlichen Dinge im Blick zu behalte. Das ist wieder ein Thema der Selbstführung. An der Stelle empfehle ich sehr gern das Buch „7 Wege zur Effektivität“ von Stephen Covey.
Neben der inneren Arbeit kann der Blick auf Strukturen und Prozesse hilfreich sein, z.B. sind Meetings oft Zeitfresser. Nutze daher gern meinen Meetingguide, um eure Meetingpraxis zu reflektieren.
#5 Herausforderung: Führungskraft zu sein, kann einsam machen.
Wenn ich mit Führungskräften vertraulich rede, kommt irgendwann der Satz „aber mit wem soll ich darüber reden, ich kann ja auch nicht ständig meine:n Partner:in damit belasten“.
Vor allem zu Beginn fühlen sich Führungskräfte noch zwischen den Stühlen und manchmal allein. Sie können nicht mit ihrem Team über Herausforderungen und Schwierigkeiten sprechen und gleichzeitig auch nicht mit der übergeordneten Führungskraft, wer weiß, was diese dann denkt.
Aber mit wem dann? Manche Unternehmen haben diese Herausforderung für Führungskräfte bereits erkannt und stellen zu Beginn des Rollenwechsels ein Mentoring zur Verfügung.
Hier kann die Führungskraft in einem vertrauten Raum, Selbstzweifel, Herausforderungen und Fragen teilen, denn dies ist wichtig, um sich weiterentwickeln zu können.
Mein Tipp:
Suche dir selbst eine:n Mentor:in. Diese:r muss nicht immer im eigenen Unternehmen sein. Oder suche dir Menschen, die sich gerade in einer ähnlichen Situation befinden, denn der Austausch und die darüber entstandene Verbundenheit kann stärkend sein.
Herausforderungen als Führungskraft überwinden
Wenn du jetzt bei ein paar Punkten nicken musstest und du dir gern mehr Impulse wünschst, begleite ich dich gern: Informiere dich hier über meine Angebote, z.B. das Leadership-Programm “zusammenWachsen” für angehende und aktive Führungskräfte aus Unternehmen und Schulen.
Hier begleite ich dich als Coach und Mentorin sehr intensiv über 8 Monate, sodass du zu einer Führungskraft wirst, die bewegt – im Innen und im Außen.
Dabei schauen wir uns die Themen Selbst-, Team- und Organisationsführung sowie New Work an. Es wird intensiv, inspirierend und innovativ. Versprochen!